StartErkrankungenGlaukom (Grüner Star): Ursachen, Symptome & Therapie

Glaukom (Grüner Star): Ursachen, Symptome & Therapie

Das Glaukom (Grüner Star) wird als Sammelbegriff für Erkrankungen des Auges verwendet, bei denen es zu einer Druckschädigung des Sehnervs (Nervus opticus), Gesichtsfeldausfällen (Skotome) und Veränderungen der Sehnervenpapille kommt. Ein Glaukom entwickelt sich über einen längeren Zeitraum schleichend und unbemerkt. Schon während dieser Phase der Erkrankung kommt es zu irreparablen Schäden am Sehnerv.

Die Krankheit gilt deshalb als besonders tückisch. Insbesondere Menschen, in deren Verwandtschaft bereits Fälle von Grünem Star aufgetreten sind oder die unter starker Kurzsichtigkeit leiden, sind gefährdet. Unbehandelt führen die Erkrankungen zum vollständigen Verlust des Sehvermögens und gehören zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung.

Häufig gestellte Fragen

Glaukom: Ursachen

Der grüne Star oder das Glaukom gehen auf unterschiedliche Ursachen zurück. Daher wird die Bezeichnung „Glaukom“ als Überbegriff für verschiedener Formen des grünen Stars verwendet. Bei allen Formen des Glaukoms kommt es durch einen erhöhten Augeninnendruck und/oder der verringerten Durchblutung des Sehnervens zu einer unwiderruflichen Schädigung von Sehzellen der Netzhaut oder der Fasern des Sehnervs. Häufig betrifft der grüne Star beide Augen, diese aber im Allgemeinen zeitversetzt.

Zum besseren Verständnis sollte folgender anatomischer Zusammenhang für die Entwicklung eines Glaukoms bekannt sein:

Kammerwasser, dass im Ziliarkörper des Auges produziert wird, füllt die vordere Augenkammer und gewährleistet die Versorgung der Hornhaut, der Linse und der Iris. Durch die Pupille fließt das Kammerwasser in die vordere Augenkammer, wo es über Abflusskanälchen am äußeren Rand der Iris (Kammerwinkel) in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Bei einem bestehenden Glaukom sind Produktion und Abfluss jedoch im Ungleichgewicht.

Wenn die Poren der Abflusskanälchen verstopfen und sich dadurch zu viel Flüssigkeit im Auge ansammelt, erhöht sich der Augeninnendruck. So liegen die eigentlichen Normalwerte des Augeninnendruckes zwischen 10 und 21 mmHg und können im über den Tag um etwa fünf mmHg schwanken. Bei einem Glaukom kann der Druck im Augeninneren auf Werte von bis zu 40 bis 60 mmHg steigen. Im Gegenzug nimmt der papillare Blutdruck (Druck den Gefäßen) ab. Eine Sehnervschädigung und eine Beeinträchtigung des Sehvermögens können die Folgen sein.

Neue Studien haben gezeigt, dass nur bei rund 50 % der erkrankten Menschen die Ursachen eines Glaukoms tatsächlich bei einem abnormal erhöhten Augeninnendruck zu finden sind. Bei etwa der Hälft der Menschen mit grünem Star liegt der Augeninnendruck also eigentlich unterhalb der schädigenden Grenze von 25 mmHg (Normaldruckglaukom). Dennoch ist auch die Durchblutung bei diesen Patienten gestört. In diesem Fällen sind nicht immer Abflusshindernisse für das Kammerwasser Gründe für das Missverhältnis zwischen Produktion und Abfluss, sondern womöglich auch andere Veränderungen an Blutgefäßen im Auge.

Folgende Faktoren können als Ursache für ein Glaukom in Frage kommen:

Entwicklung eines Glaukoms
© Alila Medical Media / Fotolia

Glaukom: Formen

Ein grüner Star kann in verschiedenen Formen auftreten. Die Differenzierung der Varianten erfolgt entsprechend der Anatomie und der Ursachen, die für die Erhöhung des Augeninnendrucks verantwortlich sind. So unterteilen Augenärzte die Glaukomerkrankung in primäre und sekundäre Formen. Dabei treten primäre Formen spontan, ohne erkennbare Ursache auf, während sekundäre Formen immer die Folge einer anderen Ursache sind.

Insgesamt lassen sich die unterschiedlichen Formen des grünen Star in vier Gruppen unterscheiden:

Primäres Offenwinkelglaukom (Weitwinkelglaukom)

Diese Variante des grünen Stars entsteht, wenn Ablagerungen (Plaques) den Abfluss des Kammerwassers stören. Trotz eines offenen Kammerwinkels fließt das Kammerwasser hier zu langsam ab. Bei mehr als 70 % der Betroffenen übersteigt der Augeninnendruck die kritische Marke von 21 mmHg. Die primären Offenwinkelglaukome sind die häufigste Form von grünem Star bei älteren Menschen und treten nicht als Folge einer anderen Augenerkrankung auf.

Normaldruckglaukom

Eine Sonderform des Offenwinkelglaukoms ist das sogenannte Normaldruckglaukom. Erkrankte Patienten haben im Vergleich zur Normalbevölkerung keinen erhöhten Augeninnendruck. Dennoch entwickeln sich für ein Glaukom typische Schädigungen am Sehnervenkopf, die zu Gesichtsfeldausfällen führen. Dies kann an einem individuell zu hohen Augeninnendruck liegen, zum anderen wird vermutet, dass verschiedene Faktoren zu einer instabilen Durchblutung des Sehnervs führen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass es sich bei etwa 40 % der Glaukome um Normaldruckglaukome handelt.

Sekundäres Offenwinkelglaukom

Entwickelt sich ein Offenwinkelglaukom aus anderen Erkrankungen oder Verletzungen des Auges, spricht man von einem sekundären Offenwinkelglaukom. So können Entzündungen, Blutreste, intraokulare Tumore oder krankhafte Gefäßneubildungen (Neovaskularisationen), die den Abfluss des Kammerwassers verhindern, ein sekundäres Glaukom nach sich ziehen. Darüber hinaus kann auch die Verwendung von bestimmten Medikamenten (z. B. Kortison) bei entsprechend veranlagten Menschen die Entwicklung eines sekundären Offenwinkelglaukom fördern.

Glaukomanfall

Pseudoexfoliationsglaukom (PEX-Glaukom)

Das Pseudoexfoliationsglaukom stellt das häufigste aller sekundären Offenwinkelglaukome dar. Hierbei liegt eine erbliche Störung der elastischen Bindegewebsfasern, das sogenannte PEX-Syndrom, vor. Es kommt zu fein-fibrillären (faserigen) Ablagerungen auf allen Strukturen des vorderen Augenabschnittes. Dazu gehören die Augenlinse, der Pupillenrand und der Kammerwinkel. Durch die Behinderung des Kammerwasserabflusses kann der Augeninnendruck deutlich ansteigen und entstehen Druckschwankungen im Augeninneren.

Bisherige Forschungen konnten noch nicht endgültig klären, aus welchen Materialien die Ablagerungen zusammengesetzt sind. Sicher ist bisher, dass das Linsenepithel für die Bildung der faserigen Anreicherungen verantwortlich ist und das Ablagerungen des PEX-Syndroms nicht nur an den Augen entstehen können, sondern auch in anderen Organen des Körpers, wie Haut, Gefäße, Lunge, Leber oder Niere, auftreten.

Engwinkelglaukom

Meist anlagebedingt ist bei dieser Form des Glaukoms die vordere Augenkammer der Patienten so flach, dass die Regenbogenhaut (Iris) den Kammerwinkel stark verengt oder blockiert. Als Folge der Engstelle entsteht eine Abflussstörung des Kammerwassers vor dem Trabekelwerk. Diese kann zu einem periodisch oder ständig erhöhten Augeninnendruck führen. Menschen mit einem fortgeschrittenen grauen Star oder einer hohen Weitsichtigkeit neigen eher zu einem Engwinkelglaukom. Insgesamt ist diese Form des grünen Stars aber viel seltener als ein Offenwinkelglaukom.

Glaukomanfall

Bei einem Glaukomanfall (akuter Winkelblock) kommt es zu einer unerwarteten, plötzlichen und hochgradigen Erhöhung des Augeninnendrucks in einem Auge. Dieser kann in Folge einer erweiterten Pupille – zum Beispiel im Dunkel oder durch z. B. Medikamente – und gleichzeitig flacher, vorderer Augenkammer entstehen.

Dabei versperrt die Regenbogenhaut den Kammerwinkel und der Abfluss des Kammerwassers wird verhindert. Innerhalb weniger Minuten kommt es zu einer drei– bis vierfachen Erhöhung des Normaldrucks im Auge. Ein Glaukomanfall ist immer ein augenärztlicher Notfall, der umgehend behandelt werden muss.

Angeborenes Glaukom (Kindliches Glaukom)

Unter angeborenen oder kindlichen Glaukomen werden unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst, bei denen der Augeninnendruck bei der Geburt oder in den ersten Lebensjahren erhöht ist. Ursächlich ist eine Fehlentwicklung des Kammerwinkels während der Embryonalzeit des Kindes.

Durch diese kommt es zu einer Abflussstörung des Kammerwassers und einer Erhöhung des Augeninnendrucks. Die schädigende Wirkung des angeborenen Glaukoms schreitet wesentlich schneller voran als Glaukome im Erwachsenenalter und bedarf einer raschen medizinischen Intervention.


Glaukom: Symptome

Die mit einem Glaukom verbundene Minderung des Sehvermögens ist schleichend. Betroffene bemerken die Einschränkungen zumeist dann, wenn bereits beträchtliche Schäden an Netzhaut und/oder Sehnerv eingetreten sind. Erst wenn mehr als ein Drittel der Nervenfasern des Nervus opticus nicht mehr intakt sind, treten typische Symptome des grünen Stars auf.

Bei den Betroffenen kommt es zu Sehstörungen, den sogenannten „Skotomen“. Aufgrund des Verlaufes von Blutgefäßen und Nerven, verengt sich das Gesichtsfeld des Auges bogenförmig von außen nach innen. Bei einigen Verlaufsformen der Erkrankung sind auch Ausfälle im Zentrum des Sehbereichs möglich.

Verschwommenes Sehen
Photo by Nick Miller on Unsplash

Tritt das Glaukom gleichzeitig mit einem erhöhtem Augeninnendruck auf, können auch allgemeine Symptome auftreten. Insbesondere bei einem akuten Glaukomanfall – einer plötzlichen und hochgradigen Erhöhung des Augeninnendrucks – kommt es zu folgenden Symptomen an den Augen:

  • Rote und geschwollene Augen
  • Anschwellung der Hornhaut
  • Starke Augenschmerzen
  • Sehstörungen (Ringe um Lichtquellen („Halos“), Schleiersehen)
  • Starker Tränenfluss
  • Ein harter Augapfel
  • Erweiterte Pupille und Lichtstarre (Pupille reagiert nicht auf Lichtreize)

Neben den Symptomen am Auge, kann es auch zu körperlichen Begleitsymptomen kommen. Diese sind:


Glaukom: Untersuchungen und Diagnose

Zu den wichtigsten diagnostischen Maßnahmen beim Glaukom gehören die Untersuchungen der Druckverhältnisse und der Blutversorgung im Auge. Darüber hinaus werden der Zustand der Netzhaut, des Sehnervenkopfes und die Abflussbedingungen für das Kammerwasser bestimmt.

Die wichtigsten Untersuchungsverfahren bei Glaukom sind:

Augeninnendruck-Messung (Tonometrie)

Der Druck im Augapfel lässt mit einem sogenannten Applanationstonometer (Applanation = Abflachung) bestimmen. Dabei drückt ein Messkörperchen des Geräts von vorn auf die – zuvor betäubte – Hornhaut des Auges und bestimmt den Druck, der für eine definierte mechanische Abplattung der Hornhaut erforderlich ist. Ist eine Fläche von drei Millimetern entstanden, dann ist der Punkt erreicht, bei dem der mechanische Auflagedruck dem Augeninnendruck entspricht.

Das Ergebnis der Messung wird allerdings durch die individuelle Dicke der Hornhaut beeinflusst, die deshalb separat bestimmt werden muss (Pachymetrie). Diese schwankt von Mensch zu Mensch, wobei der durchschnittliche Normalwert bei etwa 0,55 Millimeter liegt. Ist die Hornhaut dünner, muss der gemessene Augeninnendruck rechnerisch durch den Augenarzt nach oben korrigiert werden. Liegt eine stärkere Hornhaut vor, ist es genau umgekehrt. Die gemessenen Augeninnendruckwerte werden nach unten korrigiert.

Inzwischen bieten immer mehr Augenärzte die sogenannte Pascal-Tonometrie zur Bestimmung des Augendruckes an. Bei diesem modernen technischen Verfahren wird der Druck im Auge direkt gemessen, unabhängig von der Hornhautdicke. Eine nachträgliche Korrektur der gemessenen Werte durch den Augenarzt entfällt. Das Verfahren ist allerdings bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Standardleistung der Krankenkassen und muss durch den Patienten selbst finanziert werden (IGeL-Leistung).

Augenspiegelung (Ophthalmoskopie)

Die Augenspiegelung ist zur Klassifikation eines Glaukoms besonders aufschlussreich. Mit ihr sind das Stadium der Krankheit und die Schäden direkt sichtbar. Der Augenarzt kann auf diesem Weg den Zustand der Netzhaut einsehen und beurteilen. Die Augenspieglung dient der Überprüfung der feinen Blutgefäße, der Makula und des Sehnervenkopfes (Papille).

Fluoreszenzangiographie
© meenon / stock.adobe.com

Zur besseren Darstellung der wichtigen Strukturen des Auges kann der Augenarzt mithilfe einer speziellen Lupe den Augenhintergrund noch detaillierter betrachten (indirekte Ophthalmoskopie). Findet sich im Bereich der Austrittsstelle des Sehnervs aus der Netzhaut eine Aushöhlung (Exkavation), ist dies oft ein Indiz für ein Glaukom.

Spaltlampen-Untersuchung

Mit der Spaltlampe (Spaltlampenmikroskop) kann der Augenarzt die vorderen Augenabschnitte und das vordere Drittel des Glaskörpers betrachten. Ein scharf begrenzter Lichtstrahl ermöglicht die genaue Betrachtung der Augenlider, der Hornhaut und der Vorderkammer des Auges. So können Ablagerungen von Pigment auf der Hornhautoberfläche oder krankhaftes Eiweiß auf der Linse entdeckt werden. Bei der Durchführung der Untersuchung sitzt der Patient vor dem Spaltlampenmikroskop und legt sein Kinn auf die Kinnstütze ab, sodass das Gerät vom Augenarzt in Position gebracht werden kann.

Optometristen
Spaltlampenmikroskop

Um den versteckten Kammerwinkel zwischen Regenbogenhaut (Iris) und Hornhautrückseite eingehend untersuchen zu können, kann der Augenarzt zusätzlich zur Spaltlampe ein Kontaktglas verwenden. Dabei handelt es sich um ein spezielles Spiegel- oder Linsenglas, das auf die Hornhaut gesetzt wird und die optische Vergrößerung des Gewebes im Kammerwinkel ermöglicht (Gonioskopie). So sind mögliche krankhafte Veränderungen des Gewebes im Kammerwinkel leicht zu erkennen.

Perimetrie (Gesichtsfeldmessung)

Die Perimetrie dient zur Erkennung bereits bestehender Netzhaut- oder Nervenschäden, wenn es zu Ausfällen im Gesichtsfeld durch ein Glaukom gekommen ist. Mit Gesichtsfeld wird der Bereich beschrieben, den ein Mensch mit dem unbewegten Auge wahrnehmen kann, ohne dass die Blickrichtung geändert werden muss. Beide Augen werden bei der Gesichtsfeldmessung einzeln und computergesteuert überprüft.

Bei der Untersuchung werden dem Patienten über einen halbkugelförmigen Bildschirm nacheinander optische Leuchtpunkte gezeigt. Dieser muss die Wahrnehmung des Reizes per Knopfdruck bestätigen, ohne dass er den Blick direkt darauf richten darf. Wird ein Leuchtpunkt nicht gesehen, wird dies registriert und protokolliert. Eventuell auftretende Ausfälle im Gesichtsfeld erlauben Rückschlüsse auf die Lokalisation einer möglicher Störung oder Schädigung an den Sehzellen oder Nervenbahnen.

Weitere Untersuchungsverfahren:

Um ein Glaukom oder Hinweise darauf zu ermitteln, stehen noch eine Reihe weiterer Verfahren für die ärztliche Diagnostik zur Verfügung. Diese sind:

  • Pneumotonometrie
  • GDX (Scanning-Laser- Polarimetrie)
  • OCT (Optische Kohärenztomografie)
  • RTA (Messung der Netzhautdicke)

Glaukom: Behandlung

Werden bei der Diagnose glaukomtypische Schäden am Sehnerv oder anderen Strukturen festgestellt, ist das zentrale Ziel der Behandlung, den Augeninnendruck dauerhaft zu senken. Erst dann fließt wieder genug Blut zu den Zellen in der Netzhaut und dem Sehnerv. Der kritische Augeninnendruck ist bei jedem Menschen individuell unterschiedlich und muss durch engmaschige Kontrollen erst gefunden werden.

Nur so ist es möglich, eine geeignete Behandlungsmethode zu finden und den Druck konstant unter dem bedenklichen Wert zu halten (Zieldruck). Bereits eingetretene Schäden am Sehnerv oder der Netzhaut des Auges können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung eines Glaukoms zur Verfügung. Ob eine Therapie mit Medikamenten ausreichend ist, oder ob eine Operation erforderlich ist, hängt maßgeblich von der Ursache und dem Krankheitsverlauf des grünen Stars ab.

Behandlung mit Medikamenten

Die medikamentöse Therapie ist die häufigste Form, mit denen ein Glaukom behandelt wird. Dafür stehen die Medikamente überwiegend in Form von Augentropfen, aber auch als Tabletten oder Injektionslösung zur Verfügung.

Bei der häufigsten Form, dem Offenwinkelglaukom, ist diese Art der Therapie oft ausreichend. Die unterschiedlichen Wirkstoffe der Medikamente setzten dabei an zwei Punkten an. Zum einen lässt sich mit Präparaten die Bildung von Kammerwasser drosseln, zum anderen gibt es Arzneien, die den Abfluss des Kammerwassers verbessern.

Gängige Wirkstoffe für eine Glaukom-Therapie sind:

Betablocker werden häufig zur Behandlung des Grünen Stars eingesetzt. Sie vermindern die Produktion des Kammerwassers aus dem Ziliarkörper. Sie sind allerdings nicht geeignet bei Patienten, die unter Asthma bronchiale oder bestimmten Herzkrankheiten leiden.

Ebenfalls zur Verminderung der Kammerwasserproduktion aus dem Ziliarkörper werden Carboanhydrasehemmer oder Sympathomimetika eingesetzt. Diese können zudem bei einem akuten Glaukomanfall direkt in die Vene gespritzt werden, um dort eine schnellere Wirkung zu entfalten.

Sogenannte Prostaglandine senken den Augeninnendruck, indem sie die Durchlässigkeit des Ziliarkörpers und den Abfluss des Kammerwassers erhöhen. Anders als die übrigen Medikamente vermindern diese Wirkstoffe nicht die Produktion des Kammerwassers.

Cholinergika (Parasympathomimetika) öffnen das Trabekelwerk und erleichtern den Abfluss des Kammerwassers, indem sie die Pupille verengen (Miosis). Die pupillenverengende Wirkung ist bei einem Engwinkelglaukom von Vorteil, kann bei älteren Menschen aber auch zu einer Einschränkung des Sehvermögens führen.

Behandlung
© Pixabay

Für eine optimale Glaukom-Therapie kann der Augenarzt auch Kombinationspräparate verwenden. So können sich die Medikamente, die zu einer verringerten Kammerwasserproduktion oder eines verbesserten Abflusses führen, sinnvoll ergänzen. Bei allen Medikationsvariationen ist es wichtig, dass der Patient die Therapie konsequent einhält.

Oft müssen die Medikamente ein Leben lang genommen werden. Liegt das Glaukom in einer sekundären Form vor, kann zusätzlich die Therapie der Grunderkrankung (z. B. durch einen Internisten oder Kardiologen) erforderlich sein.

Operative Verfahren

Zeigen Medikamente bei der Behandlung des erhöhten Augeninnendruckes keine ausreichende Wirkung oder funktioniert die Medikamenteneinnahme nicht im gewünschten Maße, wird eine Operation erforderlich. In manchen Fällen ist auch die Kombination einer medikamentösen oder operativen Behandlung sinnvoll.

Kommt es zum Beispiel zu einem akuten Glaukomanfall, werden zunächst Medikamente zur raschen Druckentlastung eingesetzt, bevor das Auge im Anschluss operiert wird. Die operativen Verfahren beim Glaukom sind in den letzten Jahren vielfältiger geworden und haben immer das Ziel, das vorhandene Sehvermögen zu erhalten.

Folgende Operationsmöglichkeiten können zur Behandlung eingesetzt werden:

Laser-Trabekuloplastik

Bei der Laser-Trabekuloplastik wird das Trabekelwerk (siebartiges Geflecht) im Kammerwinkel gezielt an vielen Stellen mit einem Laserstrahl beschossen. Es entstehen kleine Narben im Geflecht, die durch ihre Zugwirkung einen weitenden Effekt haben. In der Folge kann das Kammerwasser besser abfließen und der Augeninnendruck sinkt.

Diese ambulante Methode findet vor allem bei Patienten mit einem Offenwinkelglaukom Anwendung und lässt im Idealfall den Druck im Auge um 5-10 mmHG absinken. Leider ist der Effekt der Laser-Trabekuloplastik häufig nicht dauerhaft oder bei jedem Betroffenen erfolgreich. Darüber hinaus kann das Verfahren nur ein- bis zweimal wiederholt werden, bevor die Wirkung und Wirkungsdauer nachhaltig abnehmen.

Trabekulektomie oder Goniotrepanation

Ziel dieser klassischen Filtrationsoperationen ist es, das Kammerwasser durch ein künstliches Drainagesystem aus der Vorderkammer des Auges abzuleiten. Dazu wird im Trabekelwerk (schwammiges Gewebe) des Kammerwinkels eine Öffnung zur vorderen Augenkammer hin angelegt, infolgedessen das Kammerwasser nach außen unter die Bindehaut absickern kann. Über die dortigen großen Gefäße wird es dann weiter abgeleitet. Beide Verfahren erfolgen meistens ambulant, unter örtlicher Betäubung und dauern etwa 30 Minuten.

Kanaloplastik

Bei diesem neuartigen Verfahren wird der Schlemm’sche Kanal (Sammelkanal des Kammerwasserabflusses) zunächst mit einer Mikrosonde katheterisiert und anschließend ein ringförmiges Implantat eingesetzt. Dieses Implantat verbleibt dauerhaft im Auge, dehnt den Kanal auf und verbessert so den Kammerwasserabfluss. Die Kanaloplastik gilt gegenüber der Trabekulektomie als komplikationsärmeres Verfahren, hat jedoch eine geringere drucksenkende Wirkung.

Zyklokoagulation

Bei der Zyklokoagulation wird der Ziliarkörper, der das Kammerwasser bildet, mit Laser, Ultraschall oder einer Kälteanwendung bearbeitet. Dabei wird jener Bereich des Ziliarkörpergewebes reduziert, der für die Herstellung des Augenwassers verantwortlich ist. In der Folge vermindert sich die Augenwasserproduktion und der Augeninnendruck sinkt.

Das Verfahren wird vor allem bei Sekundärglaukomen oder Glaukomformen angewendet, bei denen andere Operationen erfolglos sind. Die Zyklokoagulation erfolgt ambulant in örtlicher Betäubung.


Glaukom: Vorsorge

Eine Vorsorge gegen den grünen Star zur Krankheitsvermeidung existiert leider noch nicht. Bisher stellt die Früherkennung durch einen Augenoptiker oder Augenarzt den einzigen Weg dar, Glaukomschäden, Einschränkungen des Gesichtsfeldes oder andere Sehbeeinträchtigungen festzustellen und zu verhindern.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft empfiehlt zur Vorsorge eines Glaukoms regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen ab dem 40. Lebensjahr. Bei dem sogenannten Glaukom-Screening wird der Augeninnendruck gemessen und der Sehnerv untersucht. Beide Verfahren muss der Patient mit einem Eigenanteil von 20 – 140 € selbst bezahlen (IGeL-Leistung).

Vorsorge
© Pixabay

Von den gesetzlichen Krankenkassen wird das Screening in seiner Wirkung jeweils als „tendenziell negativ“ bewertet, da bisher keine Studie nachweisen konnte, dass die Untersuchungen ein Glaukom zuverlässig vorhersagen oder feststellen können.

Aufgrund der Kompensationsmechanismen des menschlichen Gehirns bemerken Patienten selbst erst sehr spät die einsetzenden Krankheitsanzeichen. Oft sind die Schäden im Auge dann bereits irreversibel. Ziel der Früherkennung ist es daher immer, die Krankheit und deren Anzeichen schon vor einer funktionellen Einschränkung zu erkennen.

Eine rechtzeitige Behandlung kann das weitere Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder stoppen und so eine Erblindung in den meisten Fällen verhindern.

Darüber hinaus können alle Maßnahmen, die im weitesten Sinne dazu beitragen, krankhafte Gefäßveränderungen und Durchblutungsstörungen zu verhindern, auch Probleme an den Augen vermeiden. Dazu gehören zum Beispiel eine gesunde Lebensweise, eine ausgewogene Ernährung mit Vitamin A und dem Vitamin B-Komplex (Vitamin B1, B2, B6 und B12), ein Rauchverzicht und regelmäßige körperliche Bewegung.


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