StartMagazinNormaldruckglaukom: Störung eines fragilen Gleichgewichts

Normaldruckglaukom: Störung eines fragilen Gleichgewichts

Allzu oft wird das Glaukom – eine Erkrankung des Sehnervs – immer noch mit einem zu hohen Augeninnendruck gleichgesetzt. Dabei nimmt der Sehnerv bei vielen Patienten Schaden, ohne dass der Druck im Auge auffällig hoch wäre.

Die Nervenfasern des Sehnervenkopfes sterben ab

Der aus rund einer Million Nervenfasern bestehende Sehnerv verbindet das Auge mit dem Gehirn. Am Sehnervenkopf, der Papille, verlässt er das Auge. Bei einem Glaukom sterben die Nervenfasern allmählich ab, völlig schmerzfrei und oft über Jahre hinweg ohne Symptome. Bei einer augenärztlichen Untersuchung erlaubt der Blick durch die Spaltlampe einen direkten Blick auf die Papille. Liegt ein Glaukom vor, dann ist hier eine Ausbuchtung zu sehen, lange bevor sich Ausfälle im Gesichtsfeld zeigen. Diese blinden Flecken bemerken die Betroffenen meist nicht, da sie sich zunächst am Rand befinden und das zweite Auge sie ausgleichen kann.

Durchblutungsstörungen führen zum Absterben der Nervenfasern

Verantwortlich für das Absterben der Nervenfasern ist eine mangelhafte Blutversorgung des Sehnervs. Der Blutdruck muss hoch genug sein, um den Widerstand zu überwinden, der durch den Augeninnendruck verursacht wird. Ein erhöhter Augeninnendruck kann die Durchblutungsstörung verstärken, er ist jedoch nicht die alleinige Ursache.

Basierend auf statistischen Durchschnittswerten bei gesunden Menschen gilt der Wert von 21 mmHg als Obergrenze des normalen Augeninnendrucks. Allerdings kann es im Tagesverlauf Schwankungen geben und auch die Körperlage spielt eine Rolle. Messfehler sind ebenfalls möglich, beispielsweise wenn die Hornhaut des Auges sehr dick ist. Für eine zuverlässige Diagnose sind wiederholte Messungen daher möglicherweise ebenso sinnvoll wie eine zusätzliche Messung der Hornhautdicke.

Entwicklung Glaukom
© Alila Medical Media / Fotolia

Gründe für Normaldruckglaukom können unterschiedlich sein

Für ein Normaldruckglaukom kann es verschiedene Gründe geben. So kann es sein, dass bei jeder Messung des Augeninnendrucks ein normaler Wert vorliegt, es jedoch zu anderen Tageszeiten und in anderen Situationen – beispielsweise wenn man im Bett liegt – zu Druckspitzen kommt, die Schäden hervorrufen. Auch die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten wie Betablockern kann ein sekundäres Normaldruckglaukom hervorrufen. Die Therapie kann dazu führen, dass der Blutdruck vorübergehend so stark sinkt, dass eine ausreichende Durchblutung des Sehnervenkopfs nicht mehr gewährleistet ist. Schließlich kann das Normaldruckglaukom im Zusammenhang mit dem vasospastischen Syndrom auftreten.

 

Dabei verengen sich Blutgefäße krampfartig. Sind die Hände und/oder Füße davon betroffen, werden Finger und Zehen kalt und färben sich weiß (Raynaud-Syndrom). Auch eine Neigung zu Migräneanfällen kann auf eine Störung der Gefäßregulation hinweisen, die, tritt sie am Augenhintergrund auf, einen Glaukomschaden verursachen kann.

Patienten mit Normaldruckglaukom verfügen über eine niedrige individuelle Drucktoleranz am Sehnervenkopf: Der Blutdruck in den Gefäßen ist im Vergleich zum Augeninnendruck zu schwach, um den Sehnerv ausreichend zu versorgen. Es ist ein fragiles Gleichgewicht, das möglichst wiederhergestellt werden muss, um das Sehvermögen zu erhalten.

Fazit

Das Normaldruckglaukom zeichnet sich durch ein Glaukom-typisches Absterben des Sehnervs mit entsprechenden Gesichtsfeldausfällen aus, ohne dass der Augeninnendruck erhöht wäre. Verantwortlich ist bei den meisten Betroffenen eine verringerte individuelle Drucktoleranz am Sehnervenkopf. Dadurch wird der Sehnervenkopf nicht ausreichend durchblutet. Therapeutische Ansätze zielen bei den betroffenen Patienten nicht nur auf eine Senkung des Augeninnendrucks ab, sondern auch auf eine Verbesserung der Durchblutung am Augenhintergrund.


Quelle:
Prof. Dr. med. Lutz E. Pillunat
Universitäts-Augenklinik Dresden
Klinikdirektor
http://www.aad.to/vollseite.php?jahreswahl=2018&presse_id=241

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