Unter Skotom (altgriechisch: skotos „Dunkelheit“) versteht man einen teilweisen oder vollständigen Ausfall des Gesichtsfeldes durch eintretende Sehstörungen. Als Gesichtsfeld wird der Bereich bezeichnet, den man beim geradeaus Schauen ohne Bewegung der Augen optisch erfasst. Skotome zeigen sich häufig durch unscharfes Sehen, plötzliche Farbveränderungen, Lichtblitze oder dunkle Flecken. Im schlimmsten Fall können Betroffene nur noch Umrisse ihrer Umgebung wahrnehmen. Sollte ein Gesichtsfeldausfall plötzlich oder zum ersten Mal auftreten stellt er immer einen augenärztlichen Notfall dar. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten.
Skotom: Einführung
Das Sehen mit unseren Augen gehört zu den wichtigsten Sinneswahrnehmungen unseres Körpers. Bei Licht können wir mithilfe unserer Augen die Farben, Formen und Struktur unterschiedlicher Objekte erkennen. Dabei wird jene Umgebung, die wir mit geradeaus blickenden Augen erfassen, als Gesichtsfeld bezeichnet. Das Gesichtsfeld beschreibt quasi die Auflösung und Größe eines Bildes, das wir sehen.
Sind beide Augen gesund, ermöglichen sie uns, in Ruhelage einen Bereich von mehr als 160 Grad nach rechts und links gleichzeitig wahrzunehmen. Zudem erkennen wir nach oben einen Bereich von circa 60°-70° und nach unten von ca. 70°-80°. An den jeweiligen Rändern des Gesichtsfeldes sehen wir zwar zunehmend unschärfer und erkennen Muster und Farben auch nicht mehr exakt, aber Bewegungen können noch gut wahrgenommen werden. Die Werte des Gesichtsfeldes können von Mensch zu Mensch ein wenig abweichen und hängen auch von der Größe, Helligkeit und Farbe des betrachteten Objektes ab. Darüber hinaus nimmt die Größe des Gesichtsfeldes im Alter aufgrund normaler Altersprozesse im Auge ab.
Lässt die Sehkraft in einem bestimmten Bereich des Gesichtsfeldes deutlich nach oder fällt ganz aus, dann spricht man von einem Skotom oder Gesichtsfeldausfall. Die Bezeichnung Skotom leitet sich dabei von dem altgriechischen Wort „skotos“ für Dunkelheit ab. Ein Skotom kann sowohl die zentralen Bereiche als auch die Randbereiche des Gesichtsfeldes betreffen. Als Ursache für einen Gesichtsfeldausfall können Erkrankungen in jedem Abschnitt der Sehbahn infrage kommen. Zudem kann ein Skotom als Begleiterscheinung anderer Krankheiten auftreten.
Skotom: Symptome
Ein Gesichtsfeldausfall wird immer nur von Symptomen begleitet, die das Sehen betreffen. Es kommt nicht zu Schmerzen oder anderen spürbaren Beschwerden. Die Sehkraft ist im Bereich des Skotoms spürbar vermindert oder kann ganz ausfallen. Der Sehverlust kann dabei auf einem Auge, aber auch auf beiden Augen auftreten.
Dabei unterscheiden Mediziner je nach Symptomen und deren Ausmaß zwischen den folgenden Formen des Skotoms.
- Relatives Skotom: Störungen des Sehens in einem umschriebenen Bereich, bei dem es zu undeutlicher und schemenhafter Wahrnehmung kommt.
- Absolutes Skotom: Dieses geht mit einem vollständigen (zeitweiligen) Verlust der Sehkraft in einem bestimmten Bereich des Gesichtsfeldausfalls einher.
- Konzentrisches Skotom: Bei dieser Form tritt die Verminderung der Sehkraft zunächst im Außenbereich der optischen Wahrnehmung auf und kann sich nach innen hin fortschreiten.
- Metamorphopsie (Verzerrung): Bei der Metamorphopsie werden Objekte im betroffenen Teil des Gesichtsfelds verzerrt oder verschwommen wahrgenommen.
- Hemianopsie: Die Form beschreibt eine Sehstörung, die eine rechts- oder linksseitige Einschränkung oder Ausfall des Gesichtsfeldes zur Folge hat.
- Homonymer Gesichtsfeldausfall: Bei diesem halbseitigen Skotom tritt der Ausfall in beiden Augen auf der gleichen Seite auf.
- Heteronymer Gesichtsfeldausfall: Bei dieser Form ist auf beiden Augen jeweils die Gegenseite von einem Ausfall betroffen (sog. „Scheuklappenblick“).
- Quadrantenausfall: Der Quadrantenausfall stellt den Ausfall eines Viertels des Gesichtsfeldes dar.
Je nach Ursache des Skotomes können sich die Ausfälle ganz unterschiedlich darstellen. Es kann zu dunklen Flecken, Lichtblitzen, Mouches volantes, Farbveränderungen bis hin zu einer totalen Erblindung kommen. Ist nur ein Auge von einem Skotom betroffen, kann das andere Auge die Einschränkung bis zu einem gewissen Maße ausgleichen, weil sich die Gesichtsfelder der beiden Augen stark überlappen. So kann es sein, dass Betroffene den Gesichtsfeldausfall relativ spät bemerken oder dieser erst bei einer Untersuchung beim Augenarzt festgestellt wird.
Skotom: Ursachen
Migräne mit Aura
Häufig wird ein Skotom durch eine Migräne mit Aura hervorgerufen. Dabei kann es zu unterschiedlichen Formen eines Gesichtsfeldausfalles kommen, die in diesem Fall ein neurologisches Symptom darstellen. Als sogenanntes negatives Skotom führt der Gesichtsfeldausfall dazu, dass keine Strukturen mehr erkannt werden. Bei einem positiven Skotom hingegen verzerren zusätzliche Linien, Formen oder Konturen die Wahrnehmung und das Bild der Betroffenen. Darüber hinaus kann es zusätzlich zu gezackten Linien im Sichtfeld kommen (Fortifikation). In der Regel halten die Skotome bei Migränepatienten mit Aura nicht länger als 40 Minuten an.
Einen Sonderfall bei Migräne mit Aura stellen die Flimmerskotome dar. Diese können auch außerhalb einer Migräneattacke auftreten und zum Beispiel auch nach längerem Arbeiten am Bildschirm auftreten. Die Ursache dieser Gesichtsfeldausfälle ist noch nicht ausreichend geklärt, man vermutet aber krampfartige Engstellung von Blutgefäßen als Ursache. Bei einem Flimmerskotom kommt es zu flackerndem Licht und zunehmenden Blendeffekten im äußeren Gesichtsfeld, die sich langsam ausbreiten. Zwar beeinflussen die Sehstörungen nicht das gesamte Gesichtsfeld, scharfes Sehen oder Lesen ist währenddessen aber nicht möglich. Häufig dauert ein Flimmerskotom nicht länger als 30 Minuten.
Augenerkrankungen
Ein Skotom kann auch als Symptom unterschiedlicher Augenerkrankungen auftreten. So kann es etwa bei der Makuladegeneration (AMD) durch die zunehmende Zerstörung der Netzhaut zu einem Ausfall des zentralen Gesichtsfeldes kommen. In der Folge ist das scharfe Sehen zentral gelegener Objekte nicht mehr möglich.
Nimmt ein Skotom über Jahre zu, kann ein chronisches Glaukom (Grüner Star) dahinter stecken. Dabei kommt es aufgrund eines erhöhten Augeninnendruck zu irreversiblen Schädigungen von Nervenfasern des Sehnervs und der Netzhaut. Der Ausfall tritt zunächst im äußeren Gesichtsfeld auf und wird anfänglich oft durch das andere Auge kompensiert.
Kommt es zu Wahrnehmung von hellen Lichtblitzen die häufig von derselben Stelle des Gesichtsfelds ausgehen, können auch Erkrankungen der Netzhaut Ursache eines Skotoms sein. Dazu gehören zum Beispiel ein Netzhautriss mit Netzhautablösung oder eine inkomplette Glaskörperabhebung. In diesem Fall sollte sofort ein Krankenhaus oder Augenarzt aufgesucht werden, da es sich um einen augenärztlichen Notfall handelt.
Erkrankungen des Sehnervs
Auch der Sehnerv kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein, die ein Skotom verursachen. Dazu gehören unter anderen eine Sehnerventzündung oder ein Sehnervenstau (Stauungspapille). Erstere kann durch Viren oder Bakterien hervorgerufen werden oder als Begleiterscheinung einer Multiplen Sklerose auftreten. Ein Skotom bei einem Sehnervenstau wird durch eine Wassereinlagerung im Gewebe um die Sehnervenpapille verursacht. Diese können durch raumfordernder Prozesse im Gehirn, wie Tumore, Blutungen sowie Hirnhautentzündungen entstehen.
Schlaganfälle oder Kopfverletzungen
Durch einen Gefäßverschluss oder eine Einblutung im Gehirn kommt es zum Absterben von Gewebe. Dieses führt zur Wahrnehmung von Doppelbildern oder Gesichtsfeldausfällen. Darüber hinaus kann es zu Halbseitenlähmungen des Körpers und Sprachstörungen kommen. Auch Verletzungen des Auges oder im Auge (Blutungen) können einen Gesichtsfeldausfall auslösen.
Skotom: Diagnose
Ein Gesichtsfeldausfall sollte umgehend von einem Augenarzt oder Neurologen diagnostiziert werden. In einem ersten Gespräch (Anamnese) klärt der behandelnde Arzt, ob das Skotom als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung auftritt oder von Diabetes mellitus oder einem erhöhten Blutdruck verursacht wird. Daran anschließend werden die Ursache und der Fortschritt des Skotoms mithilfe unterschiedlicher Untersuchungen ermittelt.
In einem ersten Schritt werden alle Teile des Auges – beginnend vom vorderen Anteil mit Hornhaut und Linse bis hin zur Netzhaut, mithilfe eines speziellen Mikroskops auf krankhafte Veränderungen geprüft. Diese sogenannte Spaltlampenuntersuchung gehört zu den wichtigsten augenärztlichen Untersuchungsmethoden und kann oft Augenkrankheiten aufdecken, die ein Skotom auslösen. Bei nachfolgenden einer Augenspiegelung untersucht der Arzt die Makula, also den Punkt des schärfsten Sehens auf der Netzhaut. So kann eine Makuladegeneration eindeutig erkannt und weitere Behandlungsschritte eingeleitet werden.
Um das Ausmaß des Skotoms zu bestimmen, wird mithilfe der sogenannten Gesichtsfeldmessung (Perimetrie) das Gesichtsfeld beider Augen einzeln überprüft. Die häufigste Methode ist die automatische statische Perimetrie. Dabei sitzt der Patient in einem dunklen Raum und schaut auf die Bildfläche des Perimeters. Die zu testende Person fixiert einen festen Punkt mit dem Auge und gibt mithilfe eines Signalknopfes an, sobald sie am Rand ihres Gesichtsfelds einen aufleuchtenden Punkt wahrnimmt. Im Anschluss vergleicht der Arzt die Werte des Patienten mit Richtwerten gesunder Personen und beurteilt, ob ein Gesichtsfeldausfall vorliegt. Ist keine eindeutige Diagnose möglich, kommen weitere augenärztliche Methoden wie eine optische Kohärenztomografie (OCT) zum Einsatz.
Deuten erste Untersuchungen des Skotoms auf Kopfverletzungen, Blutungen oder Schlaganfälle hin, wird eine sofortige, fächerübergreifende Behandlung und Diagnostik der Ursache nötig. Dafür ist eine Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten zwingend notwendig, wenn nicht gar lebensrettend. In diesen Fällen kommen weitere Diagnoseverfahren wie Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen, Computertomografien (CT) des Kopfes oder eine Kernspintomografie (MRT) zum Einsatz.
Wichtig: Tritt ein Skotom erstmalig auf, sollten betroffene Menschen schnellstmöglich einen Arzt konsultieren. Nur eine frühzeitige Diagnose und Behandlung verringern die Wahrscheinlichkeit auf eventuell bleibende Schäden.
Skotom: Therapie
Das Ziel einer Skotomtherapie ist es immer, das Fortschreiten oder eine Verschlechterung der Symptomatik zu verhindern. Dafür ist es wichtig, die auslösende Grunderkrankung zu finden und richtig zu therapieren. Dabei kann sich die mögliche Behandlung von Sehhilfen über Medikamente bis hin zu operativen Verfahren erstrecken.
Bei Augenerkrankungen wie einer Makuladegeneration oder einem Grünen Star (Glaukom) ist ein Gesichtsfeldausfall leider in der Regel irreversibel (also unumkehrbar). Das bedeutet, dass Gesichtsfeld bleibt im weiteren Lebensverlauf eingeschränkt. Bei diesen degenerativen Augenerkrankungen hängt es von der frühzeitigen Diagnose und Behandlung ab, ob man den Prozess des Sehverlustes wirksam verlangsamen und eine Ausbreitung bis zur völligen Erblindung verhindern kann. Dafür stehen bei einem Glaukom spezielle Augentropfen oder operative Verfahren zur Verfügung, während die Makuladegeneration oftmals mit Injektionen in den Augapfel therapiert werden kann.
Tritt ein Gesichtsfeldausfall im Rahmen eines Schlaganfalls oder einer Blutung im Gehirn auf, muss eine sofortige Behandlung der Ursache erfolgen. In den meisten Fällen kommen neurochirurgische Verfahren zum Einsatz. Sind diese erfolgreich, kann sich das Gesichtsfeld nach erfolgreicher Therapie wieder bessern. Ist die Netzhaut allerdings einmal nachhaltig geschädigt, kann sie nicht mehr repariert werden.
Zeigt sich ein Gesichtsfeldausfall im Zusammenhang mit einer Grunderkrankung, so muss zuerst diese behandelt werden. Bei Diabetes mellitus sollte der erhöhte Blutzucker von einem Diabetologen gut eingestellt werden. Auch ein erhöhter Blutdruck lässt sich häufig medikamentös therapieren. Allerdings können auch hier die Schädigungen der Netzhaut bereits irreversibel sein und betroffene Menschen müssen mit Einschränkungen im Gesichtsfeld leben.
Quellen:
Hahn, G.-A.: Kurzlehrbuch Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1. Auflage, 2012.
Kampik, A. & Grehn, F.: Augenärztliche Differenzialdiagnose. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2. Auflage, 2008.
Sachsenweger, M.: Duale Reihe Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2. Auflage, 2002.
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