Der Begriff Augenkrebs steht für alle bösartigen Tumore im und am Auge. Der Augenkrebs gehört zu den eher seltenen Krebserkrankungen, kann jedoch in allen Bereichen des Auges auftreten. Bei Erwachsenen kommt besonders häufig das sogenannte Aderhautmelanom vor. Der bei Kindern häufigste Tumor nennt sich Retinoblastom. Wird eine Krebserkrankung in einem frühen Stadium festgestellt, bestehen gute Heilungschancen.
Augenkrebs: Einführung
Im Gegensatz zu den meisten anderen Krebsarten kommt der Augenkrebs sehr selten vor und gehört mit rund 400 bis 500 Neuerkrankungen jährlich in Deutschland zu den seltensten Krebsarten. Erwachsene sind am häufigsten vom bösartigen Aderhautmelanom betroffen, Kinder unter fünf Jahre erkranken fast ausschließlich am sogenannten Retinoblastom. Tritt ein Tumor auf, zeigt er sich sehr variabel und kann auch am Ziliarkörper, den Augenlidern oder der Iris des Auges auftreten.
Aderhautmelanom: Augenkrebs bei Erwachsenen
Das Aderhautmelanom (uveales Melanom) ist die häufigste Augenkrebsform bei Erwachsenen. Dabei kommt es zu einer ungebremsten und krankhaften Vermehrung von Pigmentzellen (malignes Melanom) in der Aderhaut des Auges. Als besonders gefährdet an einem Aderhautmelanom zu erkranken gelten Menschen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr.
Oft bemerken betroffene Patienten den Augenkrebs erst sehr spät, da dieser ohne Symptome zu einer gewissen Größe heranwachsen kann. Erst durch bei plötzlich auftretenden Sehstörungen oder einem Routinebesuch beim Augenarzt kann ein Aderhautmelanom auffallen. Aus diesem Grund sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt im höheren Alter wichtig.
Die Ursachen
Als Hauptursache des Aderhautmelanoms gilt die genetische Veranlagung einer Person. So führen Mutationen und Veränderungen des Chromosomensatzes zur Entstehung eines Tumors. Zudem wird vermutet, dass eine lebenslange übermäßige Dosis an UV-Strahlung oder eine geringe Anzahl an Pigmenten eine Rolle bei der Entstehung eines Aderhautmelanoms spielt. Wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen konnte dies bisher jedoch noch nicht.
Die Symptome
Zu Beginn verursacht das Aderhautmelanom keinerlei Symptome oder Beschwerden. Erst wenn das ungestörte Wachstum des Augenkrebs zu Symptomen wie einer Sehstörung oder zu Augenschmerzen führt, bemerken Patienten die Erkrankung. Durch ein Wachstum des Krebses in das Sehzentrum des Auges oder durch die Entstehung einer Netzhautablösung kommt es zu weiteren Symptomen wie:
- Schatten im Gesichtsfeld
- Lichtblitze
- Verschwommenes Sehen
- Wahrnehmung von Doppelbilder
Die Diagnose
Ein Augenkrebs kann mit verschiedenen Verfahren diagnostiziert werden. Mithilfe einer Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) kann der Tumor deutlich sichtbar werden. Zur genaueren Diagnostik und Bestimmung der Ausbreitung des Tumors werden noch weitere Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen oder eine Computertomographie angewendet. Um die Blutgefäße des Tumors darzustellen kann außerdem eine Fluoreszenzangiografie mit Kontrastmitteln stattfinden.
Die Therapie
Die Therapie eines Aderhautmelanoms besteht immer darin, dieses augenerhaltend zu entfernen. Die Therapie hängt dabei stark von der Position, der Größe und der Ausprägung des Augentumors ab.
Handelt es sich um einen sehr kleinen Tumor wird dieser zunächst engmaschig mit Untersuchungen überwacht. Kommt es zu einem Wachstum des Tumors, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Behandlung. Bei mittelgroßen Tumoren kommt die sogenannte lokale Bestrahlung zum Einsatz.
Handelt es sich um einen größeren Tumor, kommt oft eine sogenannte Protonenstrahltherapie zur. Liegt der Augenkrebs günstig und hat dabei eine schmale Basis, kann er mit einem speziellen chirurgischen Verfahren (Tumorexzision) entfernt werden. Ist der Tumor bereits zu weit ausgedehnt oder das Auge durch den Tumor funktionslos, muss das komplette Auge entfernt werden (Enukleation).
Die Prognose
Die Prognose bei einem Aderhautmelanom ist aufgrund der frühen Metastasenbildung in anderen Organen leider oftmals negativ. Häufig kommt es in der Folge der Erkrankung zu Tumoren in der Leber. Aufgrund der geringen Größe werden diese Metastasen oft erst nach einigen Jahr entdeckt. Aus diesem Grund wird betroffenen Patienten empfohlen, regelmäßig und lebenslang Nachkontrollen auf Metastasen durchführen zu lassen, auch dann, wenn das Aderhautmelanom erfolgreich therapiert wurde.
Retinoblastom: Augenkrebs bei Kindern
Der Begriff Retinoblastom (kindlicher Augentumor) bezeichnet eine seltene Augenkrebserkrankung, die fast ausschließlich bei Kindern unter fünf Jahren vorkommt. Diese Art des Augenkrebses zählt zu den am häufigsten vorkommenden Tumoren des Auges bei Kindern.
Die Ursache
Ein Retinoblastom entwickelt sich bei Neugeborenen und Kleinkindern aus noch unreifen, in der individuellen Erbanlage geschädigten Zellen der Retina (Netzhaut). Infolgedessen komm es zu einem schnellen, unkontrollierten und krankhaften Zellenwachstum das den gesamten Glaskörper einnehmen kann oder sich über den Sehnerv bis zum Gehirn ausbreitet. Um eine Ausbreitung des Retinoblastoms über die Lymph- und Blutbahnen zu verhindern und eine mögliche Heilung zu gewährleisten, ist eine frühe Diagnose der Erkrankung enorm wichtig.
Die Häufigkeit
Die Häufigkeit der Neuerkrankungen bei einem Retinoblastom liegt in Deutschland pro Jahr bei ca. 60 Kindern unter 15 Jahren. In den meisten Fällen wird ein Augenkrebs bei Kindern vor dem 5. Lebensjahr festgestellt. Etwa 80% der erkrankten Kinder haben das vierte Lebensjahr noch nicht vollendet. Die Erkrankung betrifft bei etwa einem Drittel der Kinder beide Augen und bei zwei Dritteln ein Auge. Im Verhältnis zu allen Krebsarten bei Kindern macht das Retinoblastom etwa zwei Prozent der Erkrankungen aus.
Die Symptome
In der Regel sind es die Eltern, die ersten Anzeichen eines Retinoblastoms feststellen. Ein häufiger Indikator ist eine weißlich verfärbte Pupille, die beispielsweise beim Fotografieren mit Blitzlicht auf den Bildern sichtbar wird. In diesem Fall hat der Tumor meist schon einen beträchtlichen Teil des Glaskörpers verdrängt. Weitere Anzeichen eines Retinoblastoms können sein:
- Beeinträchtigung des Sehvermögens
- Häufige Augenentzündungen
- Erhöhter Augeninnendruck
- Gerötete und geschwollene Augen
- Schielen
- Farbveränderungen der Iris
Die Therapie
Kleine Tumore werden bei zentraler Lage meist lokal bestrahlt. Bei Retinoblastimen die seitlich im Auge liegen, kommt oft eine Kryotherapie (Kältetherapie) zum Einsatz, bei der die Tumorzellen verödet werden. Bei beiden augapfelerhaltenden Therapie geht es vor allem darum, dass der Tumor inaktiviert wird oder das Wachstum stoppt und das Sehvermögen des Kindes bestehen bleibt.
Liegt das Retinoblastom in einer größeren Form vor, dann wird meist durch eine Chemotherapie versucht, den Tumor in einem ersten Schritt zu verkleinern. Bei einer erfolgreichen Verkleinerung kann die anschließende Therapie, ähnlich wie bei kleinen Tumoren erfolgen.
Gelingt keine der konservativen Therapieansätze ist die Entfernung des vom Tumor betroffenen Auges (Enukleation) meist die letzte Therapiemöglichkeit. Nach Entfernung des Auges wird ein Glasauge als Grundlage für eine Prothese in die Augenhöhle eingesetzt. In diesem Fall steht der Erhalt des Lebens über dem Erhalt des Sehvermögens.
Die Prognose
Je früher ein Retinoblastom festgestellt wird, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Heilung. Neben vergleichbaren Tumorerkrankungen des Auges sind die Genesungsaussichten bei einem Retinoblastom gut bis sehr gut, sofern eine rechtzeitige Diagnose stattgefunden hat.
Der Augenlidtumor
Einen Augenlidtumor an dem Ober- oder Unterlid des Auges gehört zu der Gruppe der sogenannten Hauttumore. Dies können zum einen als gutartige Hauttumore (z. B. Warzen, Fettablagerungen), zum anderen aber auch bösartige Tumore wie Basalinome (Basalzellenkarzinome) oder Spinaliome (Plattenepithelkarzinome) auftreten. Ursächlich für diese sind oft Sonnenbrände auf den Augenlidern oder eine dauerhafte, zu intensive UV- und Sonneneinstrahlung.
Die Symptome
Die Hautveränderungen können sowohl schmerzhaft oder auch schmerzlos sein. Sie können in Strukturen wie den Tränengang oder die Bindehaut des Auges eindringen und dort zu Beschwerden führen. Unter Umständen können Wimpern ausfallen, es kommt zu vermehrten Tränenfluss oder es entstehen harte Knötchen an den Lidern.
Die Therapie
Zur Bestimmung der Art des Tumors reicht dem Arzt oft schon ein Blick auf die sichtbare Hautveränderung. Letzte Sicherheit gibt aber immer erst die Untersuchung einer entnommenen Gewebeprobe (Biopsie) aus dem betroffenen Bereich des Augenlides. Handelt es sich um einen bösartigen Augenlidtumor, ist ein chirurgischer Eingriff oft die erste Therapieoption. Dabei wird der Tumor aus dem Augenlid teilweise oder komplett herausgeschnitten. Alternativ zu einem operativen Eingriff eignen sich in einigen Erkrankungsfällen auch eine Vereisungs-, eine Chemo-, eine Laser- oder Strahlentherapie zur Behandlung des Augenlidtumors.
Die Prognose
Je nach Stadium, Lage, Art und Ausbreitung können Lidtumore einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen. Wird ein Lidtumor frühzeitig erkannt und therapiert, steigen die Heilungschancen. Es gibt gutartige Tumore, wie das Keratokanthom, die innerhalb eines Jahres von alleine ausheilen. Auch nach einer erfolgreichen Entfernung können erneut Hautveränderungen auftreten. Aus diesem Grund sind regelmäßige Nachkontrollen sinnvoll.
Quelle:
Esser, J., Lang, G.K. & Lang, G.E.: Schlaglicht Augenheilkunde: Kinderophthalmologie. Georg Thieme Verlag, 1, Ausgabe, 2015.
Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer-Verlag, 31. Auflage, 2012.
Heimann, H. & Kellner, U.: Atlas des Augenhintergrundes. Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010.
Leydhecker, W.: Augenheilkunde. Springer-Verlag, 23. Auflage, 1987.
Visitor Rating: 5 Stars