Eine Augenprothese, auch Glasauge bezeichnet, ist ein aufwendig hergestelltes Hilfsmittel, das als Augenersatz dient. Es dient ausschließlich der Wiederherstellung der Gesichtsästhetik und hat keinerlei optische Wirkung. Außerdem kann es zur medizinischen Versorgung der entkernten Augenhöhle dienen. Die Augenprothese wird individuell von geprüften Augenprothetikern aus Kunststoff oder speziellen Kryolith-Glas hergestellt und im weiteren Verlauf auf die Augenhöhle der Betroffenen angepasst.
Augenprothese: Herstellung
Die Anfertigung einer Augenprothese ist immer eine Einzelanfertigung. Als Standardmaterial wird Kryolith-Glas verwendet, das frei von jeglichem Bleigehalt ist und sich deshalb als vorteilhaft erwiesen hat. Die widerstandsfähige Oberfläche zeichnet sich zudem gegenüber dem stark ätzenden Tränenfilm und durch eine gute Schleimhautverträglichkeit aus.
Die Herstellung einer Augenprothese umfasst mehrere Schritte. Beim Besuch des Patienten wählt der Augenprothetiker zunächst die Farbe des zukünftigen Glasauges aus mehreren vorliegenden Halbfabrikaten aus. Im Anschluss daran erfolgt eine individuelle Anpassung des Halbfabrikats durch die detaillierte Ausgestaltung der Form und der Struktur der Bindehautgefäße. Bei der Form unterscheidet man dabei zwischen einer hohlen oder sehr dünnen Schalenprothese, die in Abhängigkeit zur Beschaffenheit der Augenhöhle bestimmt wird. Für die Herstellung einer Standardprothese benötigen Augenprothetiker etwa 30-45 Minuten zuzüglich der Abkühlzeit der Glasprothese.
Eine gut angepasste Prothese zeichnet sich durch gute Trageeigenschaften aus und ermöglicht Betroffenen eine optimale Gestaltung von Arbeit, Freizeit oder Sport. So können Träger/innen eines Glasauges mit ihrer Prothese auch schwimmen gehen, wenn sie zum Schutz vor Wasserverunreinigungen eine Schwimmbrille tragen.
Augenprothese: Medizinische Indikation
Die Anpassung einer Augenprothese kann aufgrund einer Krankheit, eines Unfalls oder einer operativen Entfernung (Enukleation) des Auges nötig sein. Zudem kann auch nach einer Tumoroperation am Auge, bei der viel Gewebe entfernt wurde, die Versorgung mit einem Glasauge erforderlich werden. Bei größeren Defekten im benachbarten Gesichtsbereich kommen zudem weitere Prothesen, wie z. B. eine Epithese (Ersatz von Teilen der Nase) zum Einsatz.
Neben der medizinischen Notwendigkeit hat eine Augenprothese immer auch einen kosmetischen Aspekt. Heutige Glasaugen sehen aufgrund ihrer individuellen Anpassung dem natürlichen Auge täuschend ähnlich und sind für Laien kaum zu erkennen. Moderne chirurgische Verfahren ermöglichen zudem eine Mitbewegung der Prothese bei Blickwinkeländerungen oder anderen Augenbewegungen.
Augenprothese: Kostenübernahme
Als medizinisches Hilfsmittel wird ein Glasauge von den Krankenkassen in Deutschland zu 100 % übernommen. Je nach Krankenkasse ist eine Zuzahlung von wenigen Euros nötig. Die Kosten eines anatomisch angepassten und individuell ausgestalteten Glasauges liegen durchschnittlich bei rund 300 €, abhängig vom Schwierigkeitsgrad der Herstellung.