In seinen Videos stellt der Youtube Star Jerrie seine eigenen Gedichte vor, philosophiert über das Leben und kommentiert aktuelle Ereignisse, Reisen und Kulturelles. Mit dem Thema Schielen greift der 19-Jährige ein sehr persönliches Thema in seinen Videos auf und erreicht mit Beiträgen wie „Jerrie du schielst ja?!“ rund 146.000 Klicks. Im Interview mit aumedo erklärt er, warum es ihm so wichtig ist, vor seinen Zuschauern über das Thema Schielen zu sprechen.
Eigene Erfahrungen mit anderen teilen
Eigentlich sind Augenkrankheiten und Sehschwäche nicht die zentralen Themen in dem Youtube Kanal JerriesBlog, aumedo wollte von dem Youtuber daher wissen, wie es dazu kam, dass er mehrere Videos zum Thema Schielen, auch Strabismus genannt, veröffentlichte.
„Zum einen wollte ich mit meinen Videos informieren, meinen Behandlungsweg dokumentieren und vor allem anderen Betroffenen Mut machen, zum anderen stellten die Videos aber auch eine Form der Selbsttherapie dar. Ich habe mich früher oft versteckt, wollte anderen nicht in die Augen sehen. Mein Schielen sollte niemandem auffallen. Mit meinen Videos konnte ich das Thema einfach ganz direkt ansprechen! Youtube ist ein gutes Medium, um authentisch seine eigene Geschichte zu erzählen – ich bin in meinen Videos genauso der Mensch Jerrie wie sonst auch!“
Mit negativen Kommentaren und sogar Beleidigungen bezüglich des Schielens ging Jerrie sehr professionell um, ließ die Beschimpfungen gar nicht an sich herankommen. Stattdessen drehte der Youtuber eine Art Erfahrungsbericht inklusive Vorher-Nachher-Bildern. Nach einigen Fehldiagnosen wurde Jerrie erst 2015 auf dem rechten Auge operiert. Dass er schielte, erkannten sowohl Ärzte als auch Optiker zuvor nicht, so Jerrie im Interview.
Ärzte rieten zur Operation
„Früher hatte ich nur einen leichten Silberblick, das Ganze hat sich aber dadurch verstärkt, dass man meine Fehlsichtigkeit zunächst mit einer ungeeigneten Sehhilfe korrigieren wollte. Ich erhielt Kontaktlinsen, daraufhin bildet sich mehr und mehr Narbengewebe in meinem Auge, was die Situation nur verschlimmerte. Ich ging zu einer anderen Augenärztin in Mainz, die sofort erkannte, dass ich in der Uniklinik behandelt werden musste. Erst meine Augenärztin und die Klinikärzte in Mainz sagten mir, dass eine Sehhilfe nicht weiterhelfen könne, weil mein rechtes Auge nicht voll ausgebildet sei und nur eine Sehkraft von ca. 45 % besitze.“ Die Ärzte rieten Jerrie, sich operieren zu lassen. In dem 45 Minuten langen Eingriff wurde der äußere Muskel des rechten Auges verkürzt und weiter hinten angenäht, während der innere, zu starke Muskel dagegen weiter nach vorn rücken musste.
„Jetzt trage ich eine Brille um die Fehlsichtigkeit auf beiden Augen gänzlich auszugleichen, was vor der Operation gar nicht möglich war. Auch die Doppelbilder und Leseeinschränkungen sind so gut wie verschwunden. Nur noch unter Stress habe ich manchmal Probleme.“
Operation hat viele Vorteile mit sich gebracht
Die Operation hat Jerries Blick auf die Welt verändert, denn jetzt guckt er anderen bewusst in die Augen, wie er im Interview verriet: „Durch den Eingriff und meine Brille schiele ich nicht mehr. Vorher dachten viele Menschen, ich würde ihnen nicht in die Augen schauen oder wussten bei einer Unterhaltung selbst nicht, wohin sie gucken sollten. Aber die Einschränkungen vor der Operation betrafen nicht nur das Zwischenmenschliche: Ich hatte auch sehr häufig starke Kopf- und Augenschmerzen. Mir fällt heute auf, dass ich früher gar nicht so gemerkt habe, wie stark die Einschränkungen durch das Schielen wirklich waren – jetzt habe ich den Vergleich!“
Eine zweite Operation ist bei Jerrie nicht auszuschließen, denn die Muskeln in seinem Auge werden sich höchstwahrscheinlich wieder verändern, aber der 19-Jährige blickt zuversichtlich in die Zukunft und hat noch einen guten Ratschlag für andere Betroffene parat: „Man sollte sich niemals unterkriegen lassen! In meinem Fall brauchte es vier Optiker, zwei Ärzte und die Uniklinik, bis ich endlich richtig behandelt wurde. Allen Betroffenen kann ich nur raten, verschiedene Meinungen einzuholen und nicht aufzugeben, bis man die beste Lösung und Behandlung für sich gefunden hat!“
Danke Jerrie für das Interview und Alles Gute für die Zukunft!