StartErkrankungenLidrandentzündung (Blepharitis): Symptome, Ursachen & Behandlung

Lidrandentzündung (Blepharitis): Symptome, Ursachen & Behandlung

Die Lidrandentzündung (Blepharitis) ist der medizinische Oberbegriff für entzündliche Erkrankungen der Augenlider (griech.: Blepharon). In den meisten Fällen sind Fehlfunktionen der Talgdrüsen oder Bakterien der Grund. Die Krankheit ist weit verbreitet und kann zu unangenehmen Augenbrennen, geröteten Lidrändern oder einem Fremdkörpergefühl im Auge führen. Lesen Sie hier, welche Ursachen oder Symptome typisch für die Erkrankung sind und erfahren Sie alles über die Behandlungsmöglichkeiten.

Die Ursachen für eine Lidrandentzündung

In Deutschland ist schätzungsweise etwa jeder Zehnte von einer Lidrandentzüdnung betroffen. Die häufigsten Ursachen einer Blepharitis ist eine Fehlfunktion oder Verstopfung der Talgdrüsen an den Augenlidrändern. Zu diesen Einschränkungen kann es aus unterschiedlichen Gründen kommen. Vor allem Menschen, die eine sehr starke Talgproduktion (Seborrhö) aufweisen oder unter Hauterkrankungen wie zum Beispiel die seborrhoische Dermatitis, Rosazea und atopische Dermatitis (Ekzem) leiden, sind besonders gefährdet. Sind die Talgdrüsen verstopft, bieten sie einen idealen Nährboden für Keime und Bakterien.

Darüber hinaus können auch äußere Reize wie Staub, Hitze, Kälte, Wind, Tabakrauch, Chemikalien oder Kontaktlinsen zu einer Fehlfunktion der Talgdrüsen führen und damit eine Blepharitis verursachen. Gegebenenfalls kann die Lidrandentzündung auch gemeinsam mit oder als Folge einer Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) auftreten. In diesem Fall spricht man von einer Blepharokonjunktivitis.


Formen einer Lidrandentzündung

Augenärzte klassifizieren die Formen der Blepharitis in zwei Arten. Zum einen werden sie nach der Stelle bezeichnet, an der sie am Auge auftreten, zum anderen spielt auch die Form der Entzündung eine Rolle bei der Einteilung.

Unterteilung nach Lokalisation

  • Meibomitis: Entzündung der Meibom-Drüse durch Bakterien (Staphylokokken). Diese Form zeigt sich durch leicht bis mäßig verkrustete Lidränder, trockenen Augen und eine gerötete Bindehaut.
  • Blepharitis angularis: Entzündung des Lidwinkels, die durch Bakterien oder durch eine gesteigerte Talgproduktion ausgelöst wird.
  • Gerstenkorn: Entzündlicher Abzess der Zeis-Drüsen des Augenlids. Ein Gerstenkorn ist meist schmerzlich, lokal begrenzt, nicht gefährlich und verschwindet oft von selbst wieder.

Unterteilung nach Entzündungsform

  • Blepharitis squamosa: Bei dieser Form der Blepharitis befinden sich oft trockene Schuppung am Wimperngrund, weshalb diese Form auch „Schuppende Lidentzündung“ genannt wird. Ursachen sind eine angeborene Übersekretion der Liddrüsen, eine schuppende Hautentzündung, trockene Luft, Staub, Rauch oder andere Fremdkörper bei dem die Ausführungsgänge der Liddrüsen verstopfen. Überschüssiges Sekret verklebt die Wimpern und bildet einen Nährboden für eine bakterielle oder virale Besiedelung.
  • Infektiöse Lidentzündung (Blepharitis ulcerosa): Der warm-feuchte Sekretstau auf dem Lidrand bildet das perfekte Milieu, damit sich dort Bakterien (Staphylokokken), Viren (Herpes simplex Virus), Filzläuse oder andere Erreger ansiedeln können. Bei kleinsten Verletzungen können diese in die Lidhaut eindringen und dort Entzündungen auslösen. Um eine infektiöse Blepharitis nachzuweisen, muss ein Abstrich beim Augenarzt den genauen Erreger identifizieren.
  • Allergische Lidentzündung: Eine Blepharitis kann auch durch eine Allergie ausgelöst werden. Häufig ist eine allergische Reaktion auf Kosmetika, Pflegeprodukte, Augensalben oder Pollen und Hausstaubmilben ursächlich. Typisch für eine allergische Lidentzündung sind ballonartige, juckende Schwellungen, die sich über das ganze Lid ausdehnen.
Lidrandentzündung
Lidrandentzündung © Designua / shutterstock.com

Symptome der Lidrandentzündung

Patienten, die an einer Blepharitis leiden, haben oft sehr typische Symptome, die vor allem morgens nach dem Aufwachen auffallen. Die Augenlider und Wimpern sind verklebt, es besteht ein Fremdkörpergefühl und die Augen sind gerötet. Kennzeichnend ist zudem ein roter, juckender, brennender und geschwollener Lidrand, in dem sich ein gelbliches Sekret, vergleichbar mit Eiter, sammelt.

Weitere Symptome sind:

  • Weiße Schuppen am Wimpernrand
  • Entwicklung von Abszessen an der Wimpernbasis
  • Schwankendes Sehvermögen und lichtempfindlichere Augen
  • Am entzündeten Auge können Wimpern ausfallen (Madarosis)
  • weißgraue, fettige Beläge am Lidrand
  • Starkes wässern der Augen
  • Betroffenen fällt es schwer, das Auge weit zu öffnen.
  • Augenschmerzen
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Nicht jeder Patient leidet gleichzeitig unter allen Symptomen. Oft lässt sich anhand der jeweiligen Symptome, sowie der Tageszeit, innerhalb derer diese auftreten, herausfinden, ob und an welcher Form der Blepharitis der Patient leidet.


Untersuchungen und Diagnose der Lidrandentzündung

Der richtige Ansprechpartner für die Diagnose einer Lidrandentzündung ist ein erfahrener Augenarzt. Die Blepharitis festzustellen ist meist nicht das Problem, Ursache und Auslöser herauszufinden gleicht aber häufig einer mühsamen Detektivarbeit. Für eine erfolgreiche Therapie ist es enorm wichtig herauszufinden, ob bestimmte Faktoren die vorliegende Lidentzündung begünstigt haben.

Zur Bestimmung der Form der Blepharitis untersucht der Arzt sowohl den vorderen, als auch den hinteren Lidrand mit einer Lupe. Dafür klappt er das Augenlid vorsichtig um, um die dort sitzenden Talgdrüsen (Meibom-Drüsen) erkennen zu können. Diese können bei einer Lidrandentzündung verstopft oder entzündet sein. Liegt eine schuppende Blepharitis squamosa vor, erkennt der Augenarzt weißgraue fettige Schuppen am Lidrand. Tiefere Verletzungen der Lidhaut sprechen für eine fortgeschrittene Entzündung, der Blepharitis ulcerosa.

Erhärtet sich der Verdacht für eine infektiöse Lidentzündung, kann der Augenarzt mit einem kleinen Wattestäbchen am Augenlid entlangfahren und einen Abstrich vom Lidrand durchführen. Zudem wird der Tränenfilm untersucht und die Zusammensetzung bestimmt. Um auszuschließen, dass durch die Lidrandentzündung auch die Hornhaut des Auges (Cornea) in Mitleidenschaft gezogen wurde, untersucht der Arzt diese mithilfe einer Spaltlampe.

Zum Ausschluss einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion entnimmt der Arzt vorsichtig Meibom-Sekret. Je nachdem wie geschwollen und schmerzhaft die Augenlider sind, wird der Bereich vorab betäubt. Zur Entnahme des Meibom-Sekretes übt der Arzt leichten Druck auf die Lidkante aus. Zeigt sich das Sekret milchig und voluminös, spricht dies für eine Entzündung der Meibom-Drüsen. Tritt kaum Sekret aus, kann die Ursache an einer gesteigerten Talgproduktion liegen (seborrhoische Form der Blepharitis).

Zusätzlich kann es sinnvoll sein, bei chronischer Blepharitis auch eine ausführliche Untersuchung beim Allgemeinarzt oder Hautarzt zu vereinbaren. Dieser wird durch eine ausführliche Untersuchung und ein großes Blutbild klären, ob innere Ursachen die Blepharitis auslösen oder verstärken.

Blepharitis Untersuchungen und Diagnose
© georgerudy / stock.adobe.com

Behandlung der Lidrandentzündung

Die Behandlung einer Blepharitis bedeutet zumeist viel Geduld und regelmäßige Augenlidpflege. Darüber hinaus können die verschiedenen Formen auf unterschiedliche Weise behandelt werden.

Zu den Therapieansätzen gehören die regelmäßige Reinigung des Lidrandes, eine Lidmassage sowie eine begleitende Wärmetherapie. Liegt eine bakterielle Blepharitis vor, können auch antibiotische Augensalben sinnvoll sein. Bei allergisch bedingten Lidrandentzündungen kann eine gewisse Zeit Kortison verwendet werden.

Wichtig: Während aller Behandlungen sollte auf Kosmetika und Kontaktlinsen verzichtet werden.

Die Lidhygiene

Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung können Betroffene mit einer regelmäßigen Lidrandhygiene selbst zu einer schnellen Heilung beitragen. Erste Verbesserungen sind meist nach drei bis vier Wochen sichtbar.

So reinigen Sie in wenigen Schritten den Lidrand:

1. Schritt: Wärmeanwendung

Legen Sie warme Kompressen, einen warmen Waschlappen oder feuchtwarme Wattepads bis zu dreimal täglich für mindestens fünf Minuten auf die geschlossenen Augen. Diese sollten etwa zwischen 38 und 45 Grad warm sein. So verflüssigt sich das zähe, talgige Sekret und lässt sich anschließend leichter entfernen. Alternativ zur Anwendung warmer Kompressen können auch eine Wärmebrille oder eine Rotlichtlampe verwendet werden.

2. Schritt: Lidmassage / Talg entfernen

Streichen Sie zwei bis dreimal täglich mit gewaschenen Fingern oder einem Wattestäbchen sanft und ganz vorsichtig von außen in Richtung der Wimpern entlang der oberen und unteren Lidkante. Auf diese Weise lassen sich die überschüssigen Sekrete aus den Wimpern und der verflüssigte Talg aus den Ausführungsgängen der Talgdrüsen entfernen.

3. Schritt: Lidreinigung

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Lidhygiene ist die Reinigung der Lidränder mit Wattestäbchen oder Wattepads. Diese können in eine spezielle Reinigungslösung, tensidfreie Lotionen und Salicylöl (in Apotheken erhältlich) getaucht werden und dabei helfen, die Verkrustungen und den zähen, nicht wasserlöslichen Talg, vorsichtig zu entfernen. Wichtig ist, dass Betroffene die Lidränder regelmäßig und dauerhaft reinigen. Andernfalls verstopfen die Poren erneut.

4. Schritt: Befeuchtung der Augen

Bis sich der Tränenfilm im Auge durch die eigene oder ärztliche Behandlung normalisiert hat, ist es hilfreich, das Trockenheitsgefühl durch Tränenersatzmittel (künstliche Tränen) oder fettende Salben zu verringern. Diese können je nach Hersteller und Produkt stündlich bis mehrmals täglich angewendet werden.

Behandlung einer bakteriellen Lidrandentzündung

Wird die Lidrandentzündung von Bakterien hervorgerufen, müssen Sie Antibiotika nehmen. In der Regel wird Ihnen der Arzt antibiotische Augensalben oder Augentropfen verschreiben, die Sie maximal zehn bis 14 Tage anwenden dürfen. Nur in seltenen Fällen wird das Antibiotikum in Form einer Tablette verschrieben. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, die Störung des Tränenfilms mit Tränenersatzmittel zu behandeln. Diese gibt es entweder als Augentropfen (künstliche Tränen) oder als Augensalben.

Behandlungen von Hauterkrankungen

Tritt eine Blepharitis im Zusammenhang mit einer allgemeinen Hauterkrankung auf, sollte Rücksprache mit einem Facharzt (Dermatologen) gehalten werden, um diese parallel mit zu behandeln. Oftmals müssen Gesicht und Kopfhaut ebenfalls behandelt werden. Geschieht dies nicht, kann die Blepharitis schnell wiederkehren. In selten Fällen helfen sogenannte Punctum-Plugs, mit denen Ihr Augenarzt die Tränenpünktchen bzw. -kanälchen verschließen kann und so die Ableitung der Tränen verringert.

Chirurgische Eingriffe

Bei besonders schweren Verläufen der Lidrandentzündung staut sich das Sekret in den Ausführungsgängen der Meibom-Drüsen und es bilden sich ein Gersten- oder Hagelkorn. Helfen weder Medikamente noch Wärme- oder Lidhygienebehandlungen, ist häufig ein chirurgischer Eingriff notwendig, um das Hagel- oder Gerstenkorn zu entfernen und das Auge vor weiteren Schäden zu schützen.

Blepharitis Behandlung
© kei907 / stock.adobe.com

Verlauf und Prognose einer Lidrandentzündung

Überlicherweise ist die Prognose bei einer Lidrandentzündung gut und auch eine chronische Blepharitis ist im Normalfall nicht gefährlich. Viele Menschen leben jahrelang mit der Erkrankung, ohne davon besonders beeinträchtigt zu sein.

Im akuten Krankheitsfall kann sich eine Blepharitis aber als ausgesprochen hartnäckig erweisen. Gerade bei Menschen mit übermäßiger Talgproduktion ist eine Verbesserung oder Verschwinden der Entzündung nur durch konsequente Lidhygiene zu erreichen. Allerdings müssen Betroffene geduldig sein, da ein Therapieerfolg oft erst nach ein paar Wochen festzustellen ist.

Bei einem schweren Verlauf der Blepharitis kann sich eine bakterielle Blepharitis ulcerosa entwickeln. Dabei kann sich die Funktionsstörung der Talgdrüsen durch geschwollene, gerötete und überwärmte Augenlider bemerkbar machen. Typisch sind zudem tiefere Hautverletzungen (Ulcera) mit gelblichen Krusten und Eiterabsiedlungen (Abszesse) am Lidrand und den Wimpernansätzen. Unbehandelt kann diese seltene Form der Erkrankung zu dauerhaften Lidfehlstellungen führen.


Vorbeugung einer Lidrandentzündung

Neigen Sie zu Lidrandentzündungen, sollte die tägliche Pflege der Lidränder, als festes Ritual in die tägliche Körperpflege einbaut werden. Konsequent angewandt beugen Sie damit ein neuerliches Verstopfen der Drüsen und die damit einhergehenden Infektionen am Lidrand sehr gut vor.

Vermeiden Sie zudem jede Form der Reizung Ihrer Augenlider. Typische Auslöser wie starker Sonneneinstrahlung, Staub, trockene Heizungsluft und verrauchte Räume sollten gemieden werden. Nutzen Sie außerdem milde Kosmetik oder Schminkprodukte und reinigen Sie Ihr Gesicht gründlich vor dem Schlafengehen.

Eine ausgewogene Ernährung mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren kann ebenfalls hilfreich sein. Diese unterstützt die Regeneration der Meibom-Drüsen und der empfindlichen Lidhaut. Omega-3-Fettsäuren befinden sich zum Beispiel in Leinsamen, Leinöl, Walnüssen und allen fetten Seefischen.


Quellen:
Erb, C. & Schlote, T.: Medikamentöse Augentherapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 6. Auflage, 2016.
Kanski, J. K.: Klinische Opthalmologie. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München,7. Auflage, 2011.

Berufsverband der Augenärzte e.V.: Lidrandentzündung (Blepharitis), abgerufen am 02.09.2019 von: http://cms.augeninfo.de/hauptmenu/augenheilkunde/augenerkrankungen/entzuendungen-des-auges/lidrandentzuendung-blepharitis.html

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