Unwillkürliches Augenzucken (Faszikulation) ist in den meisten Fällen ein harmloses Beschwerdebild, das von den Betroffenen jedoch als äußerst störend wahrgenommen wird. Ein Augenzucken kann den Betroffenen zum Teil über Tage stören. Übermüdung, Stress sowie psychische Belastungen gelten als häufigste Auslöser der Beschwerden. In seltenen Fällen kann aber auch durchaus eine ernstzunehmende Ursache dahinter stecken. Eine (Augen-) ärztliche Überprüfung ist daher bei lang anhaltenden Augenlidzucken und/oder bei starken Beeinträchtigungen notwendig. Was sind nun die Symptome und die Ursachen für das rätselhafte, wenn auch verbreitete Phänomen des Augenzuckens?
Augenzucken – Symptome
Unwillkürliches Augenlidzucken ist mit verschiedenen Symptomen verbunden, die sich je nach Patient in unterschiedlicher Ausprägung zeigen. Häufig auftretende Symptome im Zusammenhang mit Augenlidzucken sind:
- Trockene Augen
- Müde Augen
- Erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Unkontrollierte Muskelaktivität um die Augen
- Wiederholtes und starkes Zwinkern der Augen
Ursachen
Das Beschwerdebild Augenzucken ist von der gewöhnlichen Bewegung des Augenlids (Lidschlag) abzugrenzen. Der Lidschlag dient der Befeuchtung und Reinigung der Augenoberfläche und ist in dieser Funktionsweise nicht bewusst steuerbar. Bei dem unwillkürliches Augenlidzucken erfolgt jedoch kein Lidschlag. Für das Schließen und Öffnen der Lider ist der obere sowie untere Lidhebermuskel (musculus levator palpebrae) zuständig. Wenn das Zusammenspiel dieser Muskeln aufgrund überlasteter Nervenimpulse kurzfristig gestört ist, kommt es zu den unwillkürlichen Muskelzuckungen (Faszikulationen). Für Betroffene ist das Augenlidzucken subjektiv sehr stark ausgeprägt, obwohl Außenstehende hingegen es nur selten erkennen können. Bei genauerer Betrachtung sind allenfalls nur minimale Zuckungen der Augenlider wahrnehmbar.
Nervöse Zuckungen kommen im Körper häufiger vor als wir es bemerken. Die Lidhaut, mit den darunter gelegenen Lidmuskeln, ist sehr dünn. Aufgrund dessen werden wir auf das Lidzucken schneller aufmerksam. Das Augenzucken kann an beiden Augen in gleichem Maße auftreten. In der Regel ist aber immer nur eine Seite betroffen. Kommt es nur ab und an zum Augenzucken, so ist in der Regel kein Arztbesuch nötig. Meist handelt es sich dann um ein nervöses Augenzucken, welches durch Stress, eine trockene Augenoberfläche oder schlichtweg Übermüdung hervorgerufen wird.
Bereits eine leichte Fehlsichtigkeit kann zur Überanstrengung der Augenmuskulatur führen. Infolgedessen kann sich das Lidzucken einstellen. Aber auch eine Verletzung der Hornhaut aufgrund eines Fremdkörpers ist als mögliche Ursache zu sehen. Ist ein Partikel auf das Auge oder zwischen Lid und Augenoberfläche geraten, so beginnt die Tränendrüse eine Reizproduktion von Tränenflüssigkeit, aber auch ein Lidzucken kann festgestellt werden. Häufig können die Fremdkörper auf diesem Wege vom Körper selbst abtransportiert werden. Das Augenzucken hört dann von alleine auf; in manchen Fällen muss der Fremdkörper aber augenärztlich entfernt werden.
Wenn das Augenzucken auftritt, kann der Grund aber auch ein Mangel an Magnesium sein. Durch diesen wird die Kommunikation zwischen Nerv und Muskel negativ beeinflusst. Ein Magnesiummangel kann zum einen durch eine zu geringe Aufnahme von Magnesium entstehen, wie es bei einer ungesunden oder sehr einseitigen Ernährung/Diät der Fall sein kann. Zum anderen kann ein Mangel durch eine erhöhte Abgabe von Magnesium ausgelöst werden. Ein erhöhter Bedarf besteht etwa während Schwangerschaft, regelmäßigem Sporttreiben sowie in besonders stressigen Lebensphasen. Daneben kommen auch Erkrankungen wie Diabetes, Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie), chronischen Nierenerkrankungen oder Alkoholismus als Auslöser in Frage.
Seltene Ursachen
Des Weiteren müssen neurologische Ursachen, wie eine Kompression der versorgenden Nerven oder gar eine Erkrankung des Gehirns für das Augenzucken in Betracht gezogen werden. Das Augenlid wird von dem Fazialis-Nerv versorgt. Einengungen der Nervenbahnen am Austritt des Nervs im Gehirn können die Weiterleitung von Reizen im Nerv stören. Hierbei kommt es zu vermehrten und nicht steuerbaren Nervenentladungen, welche schließlich das Zucken auslösen (Hemispasmus facialis). Auch bei morphologischen Schädigungen des Gehirns, neurologischen Erkrankungen (bspw. Multiple Sklerose) oder Tumoren kann die Signalübermittlung der Nerven derart beeinträchtigt sein, dass die Muskeln der Augenlider falsche Signale erhalten. In diesen Fällen sollte dringend ein Arzt konsultiert werden.
Ausgeprägte unwillkürliche Bewegungen der Augenlider können ebenso im Rahmen einer sogenannten Tick-Störung auftreten. Hier kneifen Betroffene z.T. auffällig die Augenlider zusammen, Blinzeln oder Zwinkern mit einem Auge. Zu den Ursachen dieser möglichen motorischen Tick-Störungen ist dabei nur wenig bekannt. Als eine komplexere Form einer solchen Erkrankung ist bspw. das Tourette-Syndrom zu nennen.
Behandlung
Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum als nur ein paar Tage anhalten, ist eine augenärztliche Untersuchung ratsam. Bei dieser wird überprüft, ob eine Infektion oder eine Fehlsichtigkeit vorliegt. Eine Behandlung des Lidzuckens gestaltet sich bei den gutartigen Faszikulationen des Augenlids oftmals relativ schwierig, da keine konkrete körperliche Ursache der Beschwerden ermittelt und anschließend behoben werden kann.
Wenn körperlicher, beruflicher/privater oder psychischer Stress als Auslöser zu detektieren ist, sollte der Betroffene versuchen diesen abzubauen. Aufgrund des Zusammenhangs mit psychischen Belastungen, lässt sich mittels Psychotherapie jedoch oftmals eine deutliche Linderung oder sogar eine vollständige Beschwerdefreiheit erreichen. Patienten können mit zusätzlichem Erlernen von Techniken zur Stressvermeidung/ -bewältigung (autogenes Training) einen wichtigen Beitrag zur Selbstheilung erreichen. Durch jegliche zusätzliche Stressmindernde Aktivität kann sich eine Linderung der Symptome einstellen. Hierfür können Musik hören, Spazieren gehen, sich mit Freunden treffen, Wellness etc. viel bewirken. Aber auch lokal kann durch eine kleine Lid-Massage oder einer kühlenden Augenauflage das Zucken gemildert werden. Lässt der Stress nach, verschwindet das Augenzucken meist auch wieder von ganz allein.
Ein Magnesiummangel oder andere Mangelzustände lassen sich in der Regel durch eine Umstellung der Ernährung beheben. Dies sollte aber in jedem Falle mit dem Hausarzt abgesprochen werden. Wird eine neurologische Erkrankung als Auslöser der Beschwerden festgestellt, können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Die Anwendung von Botulinumtoxin-Injektionen ist hierbei häufiger als gedacht. Die Gabe kleinster Mengen von Botox® führt zu einer Lähmung des versorgenden Lidnervs was letztlich das Augenzucken verhindern soll. Die Wirkung des Wirkstoffes besteht jedoch nur für einen kurzen Zeitraum und muss entsprechend bei erneutem Auftreten der Beschwerden wiederholt werden. Bei einer Erkrankung im Gehirn oder einer Hemispasmus facialis als Ursache des Lidzuckens, bleibt häufig nur eine Operation der betroffenen Region als Behandlungsmöglichkeit.
Fazit
Augenzucken oder Lidzucken ist eine häufig harmlose wenn auch sehr störende Sache für die Betroffenen. In den meisten Fällen sind die Beschwerden jedoch rein auf Stress zurückzuführen. Wird der zugrundeliegende Stress verringert, so geht das Augenzucken in den allermeisten Fällen auch wieder von alleine weg. Jedoch sollte bei länger anhaltenden und stärkeren Symptomen stets eine (Augen-) ärztliche Kontrolle in Betracht gezogen werden.