Ein Sturz im Alter kann nicht nur schmerzhafte, sondern auch schwerwiegende Folgen haben: Während der Körper Brüche, Prellungen oder Verstauchungen davontragen kann, kann insbesondere auch die Psyche darunter leiden. Aus Angst erneut zu stürzen, verweigern Betroffene folglich komplett, sich zu bewegen. Dabei sollten sie sich mit dem Thema „Sturzprophylaxe“ auseinandersetzen. Wir geben Ihnen Tipps, wie das Stürzen im Alter vermeiden können, und wer helfen kann.
Stürze im Alter vermeiden
Damit sich Betroffene nach einem erlittenen Sturz nicht vollkommen ihren Ängsten vor weiteren Stürzen hingeben, sollte besonders mit Bewegung dagegen gearbeitet werden. Häufig schränken ältere Sturzopfer ihre täglichen Aktivitäten entweder sehr stark oder gar komplett ein.
Mit Pflegekräften und Physiotherapeuten zusammenarbeiten
Zunächst sollten Betroffene das Thema ganz offen mit der Pflegekraft oder den Angehörigen besprechen. Damit wird die Sturzangst schon gelindert. Des Weiteren ist es sinnvoll, das Wohnumfeld genau zu betrachten, während einer Begehung auf mögliche „Stolperfallen“ hinzuweisen und Vorschläge für deren unkomplizierte Beseitigung zu machen. Darüber hinaus kann ein Balance- und Krafttraining Senioren mehr Sicherheit bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben verleihen. Ein solches Training in der Gruppe verbessert die Mobilität und stärkt außerdem das Selbstbewusstsein, wodurch die Angst vor Stürzen bereits verringert werden kann. Immer mehr Kranken- und Pflegeversicherungen übernehmen mittlerweile die Kosten für eine Teilnahme an Projekten zur Sturzprävention.
Zusätzlich können Medikamente, die das Sturzrisiko erhöhen (etwa blutdrucksenkende Mittel, Beruhigungs- oder Schlafmittel etc.) angepasst oder abgesetzt werden. Auch die Anpassung von richtigen Schuhen, das Training mit Gehhilfsmitteln und besonders die Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung helfen dabei, einem Sturz im Alter vorzubeugen. Dabei sollten beispielsweise lose Teppiche und Kabel entfernt und die Räume ausreichend beleuchtet, sowie Haltegriffe angebracht werden. Zwei wichtige Sturzvermeider sind neben der Vermeidung von Angst eine stabile Balance sowie eine gute Arm- und Beinmuskulatur – doch muss all das trainiert werden.
Was führt zu Stürzen?
Risikofaktoren für Stürze sind in „innere“ (intrinsische) und „äußere“ (extrinsische) Faktoren zu unterscheiden. Zu den wichtigsten intrinsischen Faktoren zählen etwa ein höheres Alter, schon erlittene Stürze, die tägliche Einnahme von mehr als vier Medikamenten, bestimmte Erkrankungen (wie Inkontinenz, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Gelenkverschleiß), Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten sowie Mangelernährung und Augenerkrankungen.
Zu den auffälligsten extrinsischen Faktoren gehören die Wohnverhältnisse, die Kleidung, das Schuhwerk und alltäglich genutzte Hilfsmittel. Für ein hohes Sturzrisiko sorgen Türschwellen, dicke Teppiche, unzureichendes Licht, hohe Absätze an den Schuhen sowie falsch justierte Rollatoren oder Gehstöcke.
Was häufig zu einem Sturz im Alter führt: Schwindel, Gangunsicherheit oder die Nebenwirkungen von Medikamenten. Hinzu gesellen sich Gleichgewichtsprobleme und eine verminderte Reaktionsfähigkeit. Ungefähr ein Drittel der über 65-jährigen noch selbstständig lebenden Senioren stürzen mindestens einmal im Jahr. In der Altersgruppe der 90- bis 99-Jährigen sind es schon mehr als die Hälfte. Die jährliche Sturzquote von Personen in Heimen liegt weit über der von Menschen, die zu Hause leben; Frauen sind öfter betroffen als Männer.
Folgen von Stürzen im Alter
Stürze haben stets sowohl körperliche als auch psychische Folgen – auch wenn ein Sturz ohne große Verletzungen überstanden wird. Zu den Folgen können eine stark ausgeprägte Sturzangst, der Rückzug aus dem sozialen Leben, eine Reduzierung der alltäglichen Aktivitäten sowie dadurch das Auftreten von Muskelschwund zählen. Dadurch können Senioren schließlich ihre Unabhängigkeit verlieren, was für eine verkürzte Lebenserwartung sorgen kann.
Den Verlust über die eigene Kontrolle thematisiert wohl niemand gern, so ist Stürzen im Alter auch für betroffene Senioren ein Tabu-Thema. Trotzdem ist es unbedingt notwendig, das Thema ganz bewusst anzusprechen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Sturzangst der Betroffenen zu mindern.
Bei einem Knochenbruch fallen die Folgen wesentlich einschneidender aus. Laut Statistiken erholen sich die Hälfte aller Sturzopfer nicht mehr zu 100 Prozent und immerhin 20 Prozent überleben maximal sechs Monate. In der Tat sind bei 95 Prozent aller Hüftfrakturen erlittene Stürze der Grund.